Ich zitiere aus der Satzung des Landvolkes Niedersachsen, dem Landesbauernverbande. V.:
„§ 2, Zweck: Parteipolitisch unabhängig erstrebt der Landesbauernverband auf der Grundlage der bewährten Eigentums- und Erbrechtsordnung die Erhaltung und Förderung eines leistungsfähigen christlichen Landvolkes im Rahmen einer gleichgewichtigen Gesellschaft und einer gesunden Volkswirtschaft und Umwelt.“ Die Umwelt steht an letzter Stelle und hat keine Chance gegen rein betriebswirtschaftliche Interessen. Keine Spur von Verantwortungsbewusstsein gegenüber der heimischen Tierwelt. Mit einer nicht mehr zu überbietenden Ignoranz werden Bruthabitate zerstört. Jährlicher Rückschnitt wäre zwar möglich, ist aber angeblich zu teuer. Die Bestände der Agrarvögel befinden sich schon seit Jahren im Sinkflug, auch bedingt durch solche Aktionen und eine derartige Grundeinstellung. Goldammer, Bluthänfling, Stieglitz und Co. haben keine Chance gegen Gewinnmaximierung, Sattelzüge und Motorsäge. Und die chronisch unterbesetzte, zuständige Behörde glaubt telefonischen Absichtsbekundungen einer Feldmarkinteressentschaft, da passt wirklich alles zusammen. Ach übrigens: Nach Angaben des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz erhielten niedersächsische Landwirte kurz vor Weihnachten ihre Direktzahlungen von der EU: 850.000.000 €! Mächtig viele Rückspiegel...
Mathias Kumitz
Grünland als artenreichstes Biotop in Niedersachsen Lebensgrundlage für Weißstorch & Co.
Der NABU Niedersachsen warnt davor, wegen der Diskussion um einen besseren Schutz von Grünland in Niedersachsen die Zusammenarbeit von Landwirtschaft und Naturschutz in Natura 2000-Gebieten in Frage zu stellen. Es wäre ein Unding nur in Teilen der NATURA-2000-Gebiete einen Schutz von Grünlandflächen umsetzen zu wollen. „Dies würde den jahrelangen gemeinsamen Anstrengungen im Naturschutz vor Ort nicht gerecht werden und die bisherigen Erfolge gefährden“, sagte Dr. Holger Buschmann, NABU-Landesvorsitzender Niedersachsen. Der NABU reagiert damit zum Tag des Artenschutzes (3. März) auf Äußerungen aus dem Landvolk Niedersachsen ein Umbruchverbot von Grünland im europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000 abzulehnen.
Der NABU Niedersachsen fordert die Landesregierung auf, bei der Ausrichtung der Agrarförderprogramme ein Aktionspaket zum artenreichen Grünland zu schnüren. Um den Wiesenvögeln wie Kiebitz, Uferschnepfe und Bekassine sowie den Weißstörchen einen Platz zum Brüten und Bleiben und auch Gänsen Rastplätze bieten zu können, braucht Niedersachsen Grünlandflächen mit einer Vielzahl an Gräsern, Kräutern, einem breiten Spektrum an grünlandtypischen Insekten und Kleintieren . Nur dann ist der Tisch auch gedeckt und die Jungvögel können ausreichend versorgt werden.
„Wir brauchen attraktive Förderprogramme, damit Landwirte artenreiche Wiesen erhalten und wieder Ackerflächen in Wiesen umwandeln, statt Grasäcker mit Hochleistungsgräsern zu schaffen. Ziel muss es sein, die Obergrenze des möglichen Grünlandumbruchs von fünf auf ein Prozent zu reduzieren. Ökologisch besonders wichtige Standorte wie Moorböden, Grünlandflächen in Vogelschutzgebieten sowie Überschwemmungsflächen und erosionsgefährdete Hanglagen müssen als Tabuflächen definiert und von jeglichem Umbruch ausgeschlossen werden“, erklärt Dr. Holger Buschmann, NABU-Landesvorsitzender.
In Natura 2000-Gebieten muss gehandelt werden. Nach neuesten Zahlen aus dem Bundesamt für Naturschutz haben alle landwirtschaftlich geprägten Natura 2000-Gebiete in Deutschland an Arten verloren. Ausgerechnet das Grünland nimmt einen traurigen Spitzenplatz ein. Ob Salzwiesen im Norden oder Bergmähwiesen im Süden, seit 2007 hat sich der Zustand flächendeckend verschlechtert. Aus Sicht von Naturschutzfachleuten ist deshalb die generelle Einstufung von Natura 2000-Grünland als umweltsensibles Grünland notwendig. Dies macht ein Umbruchverbot innerhalb der Natura 2000-Kulissen notwendig, denn auch ein Pflegeumbruch mit Neueinsaat würde den Verlust der zu schützenden Arten bedeuten. Eine flächenscharfe Festlegung artenreicher Flächen innerhalb des Natura 2000-Netzes ist nach Einschätzung der Verwaltung wegen fehlender Daten kaum umsetzbar und fachlich nicht sinnvoll. So nutzen zum Bespiel hochbedrohte Wiesenvögel für Brut und Nahrungssuche jeweils die gesamte Wiesenkulisse in Natura 2000-Gebieten.
Das Landschaftsbild sowie der Wert unserer landwirtschaftlichen Flächen als Lebensraum unserer Tierwelt leiden unter dem gängigen Anbau von Energiepflanzen. Der Anbau von Riesengräsern anstatt Mais packt das Problem der dramatischen Umnutzung unserer Kulturlandschaft jedoch nicht an der Wurzel. Der Schleiereule und dem Rotmilan ist es einerlei, ob ihm der Mais oder aber Riesengräser den Durchblick nehmen – beide Kulturen sorgen dafür, dass die Beutetiere für ihn unauffindbar und somit unerreichbar sind. So fehlt das Futter für die Jungvögel und der Bruterfolg geht zurück oder bleibt aus. Auch Brutstätten gehen verloren: In einem gut kartierten Gebiet bei Bremervörde zogen Wiesenweihen vor Beginn der Vermaisung noch 11 Jungvögel groß, innerhalb von 10 Jahren sank dieser Wert auf fast Null! Die Riesenpflanzen geben diesen bodenbrütenden Greifvögeln beispielsweise keine Chance, die Halme zum Nestbau bis auf den Erdboden umzuknicken.
Das Landschaftsbild als auch der Lebensraum Ackerfläche gewinnen nur durch eine konsequente Nutzung von anderen, bereits erprobten alternativen Energiepflanzen in Verbindung mit der Herstellung von Begleitstrukturen, wie z. B. Blühstreifen. Der Mischanbau von Getreide mit blühenden Leguminosen, wie z. B. der Wicke ist bereits erprobt. Auch die Zuckerrübe wird sich als Energiepflanze deutlich ausdehnen, da sie eine höhere Flächeneffizienz als der Mais aufweist und somit einen geringeren Flächenbedarf hat. Umfangreiche Forschungsvorhaben optimieren derzeit den Anbau von z.B. Sonnenblumen, Durchwachsener Silphie oder Wildpflanzenmischungen, um diese Kulturen in den Energiepflanzenanbau zu integrieren.
Blühstreifen an Feldrändern oder als Schneisen innerhalb der Maisschläge bereichern die Artenvielfalt und beleben das Landschaftsbild effektiv und nachhaltig. Möglicherweise lassen sich heimische Landwirte von dem Beispiel ihrer Kollegen aus dem Raum Rotenburg inspirieren. Im Jahr 2012 hat die Landvolkinitiative „Bunte Felder“ in Zusammenarbeit mit der dortigen Jägerschaft und dem NABU allein 280 ha Blühstreifen geschaffen.
Goslarer Umweltverbände kritisieren ausgewiesene Potenzialstandorte Ostharingen und Vienenburg-Lochtum im Nordharz – Zum Entwurf der 1. Änderung des Regionalen Raumordnungsprogramms,
„Weiterentwicklung der Windenergienutzung“
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Goslar. BUND und NABU Goslar kritisieren die im Entwurf zur 1. Änderung des Regionalen Raumordnungsprogramms (2008) ausgewiesenen Potenzialstandorte im Raum Ostharingen und Vienenburg-Lochtum.
Die Potenzialfläche „Lochtum 1“ liegt direkt an der Ländergrenze zu Sachsen-Anhalt, also direkt am sog. „Grünen Band“, dem ehemaligen Grenzverlauf zwischen West und Ost. Das Grüne Band durchzieht
ganz Europa und hat sich zum Refugium für viele Tier- und Pflanzenarten entwickelt und sollte von jeder weiteren Nutzung freigehalten werden. Die Herausnahme der ebenfalls am Grünen Band
gelegenen Potenzialfläche „Wennerode 1“ wird dagegen begrüßt.
Die Potenzialfläche „Ostharingen 1“ ist aus Gründen des Artenschutzes nicht akzeptabel und muss als ungeeignet eingestuft werden. Im Wesentlichen geht es hierbei um die Vorkommen des
Schwarzstorchs und des Rotmilans. Im Entwurf des Zweckverbandes finden sich bezüglich des Schwarzstorchs unzutreffende Aussagen! Der Vogel brütet in diesem Gebiet seit fast 20 Jahren regelmäßig,
so auch in den letzten beiden Brutperioden. Die gesamte ausgewiesene Windenergie-Potenzialfläche befindet sich in einem Radius vom 3000 m um den Horstandort. Diese 3 km werden vom
Niedersächsischen Landkreistag als Mindestabstand zwischen Windenergieanlagen und einem Schwarzstorchhorst empfohlen! Darüberhinaus werden durch die Windräder sogar die Nahrungshabitate massiv
gestört und entwertet. Die Bestände des Schwarzstorchs befinden sich durch enorme Naturschutzanstrengungen in einem leichten Aufwind. Solche Windenergiestandorte können diese Anstrengungen in
ihrem Umfeld schnell zunichte machen.
Der Bestand des Rotmilans ist seit 25 Jahren rückläufig. Darüber hinaus sind Rotmilane durch Windenergieanlagen besonders gefährdet, da sie besonders häufig mit den Rotoren kollidieren. Bei
Ostharingen gibt es mehrere Brutpaare, die hier ihr Jagdgebiet haben. Dieses Vorkommen wäre durch die Windenergieanlagen in dem als Potenzialfläche ausgewiesenen Gebiet in seinem Bestand
gefährdet. Durch die Ausweisung eines solchen Gebiets kommt der Zweckverband nicht der besonderen Verantwortung nach, die im Weltdichtezentrum des Rotmilans bei solch raumbedeutsamen Planungen an
den Tag zu legen ist. Es ist auch rätselhaft, warum dieses Ostharinger Gebiet in der vom Zweckverband beauftragten vogelkundlichen Bestandsaufnahme fehlt. Es gab im Vorfeld genügend Hinweise,
dass die Landschaft bei Ostharingen von besonderer Bedeutung für Groß- und weitere Greifvogelarten wie z.B. den Wespenbussard ist, so dass dieses Gebiet auch einer speziellen Betrachtung hätte
unterzogen werden müssen. Selbst die Methodik dieser Kartierung ist fragwürdig. Fast schon entschuldigend schreiben die Verfasser: “Aufgrund enger finanzieller Rahmenbedingungen sollen keine
detaillierten Kartierungen erfolgen, wie sie 2012 z. B. im Landkreis Göttingen mit drei Kartierungsdurchgängen entlang von ausgesuchten Waldrändern von ca. 1700 km Länge stattgefunden haben. Ziel
der vorliegenden Untersuchung ist es vielmehr, Revierzentren (Horstbereiche) von Rotmilanen grob einzugrenzen und Aussagen über wahrscheinliche Nahrungshabitate zu treffen. Die zu erhebenden
Daten dieser Untersuchung sind entsprechend weniger detailliert.“ (Zitat „Potenzialabschätzung zum Vorkommen des Rotmilans auf ausgesuchten Teilflächen im Gebiet des Zweckverbandes Großraum
Braunschweig“, Planungsgruppe Umwelt, Hannover 2013“).
Stellungnahmen zum Entwurf können noch bis zum 22.1.2014 schriftlich beim Zweckverband eingereicht werden. Am 20. Dezember endet lediglich die Auslegungsfrist der Unterlagen.
Dr. Friedhart Knolle, BUND-Regionalverband Westharz
Mathias Kumitz, 1. Vorsitzender NABU-Kreisgruppe Goslar e.V., Tel. 0152 561 95 233
Der NABU und sein bayerischer Partner, der Landesbund für Vogelschutz (LBV), haben den farbenprächtigen Grünspecht (Picus viridis) zum „Vogel des Jahres 2014“ gekürt. Auf den „Meckervogel“ 2013, die Bekassine, folgt damit der „Lachvogel“: Wegen seines markanten Rufs, der wie ein gellendes Lachen klingt, erhielt er diesen Beinamen.
„Im Gegensatz zur vom Aussterben bedrohten Bekassine hat sich der Bestand des Grünspechts in Deutschland erholt: Er liegt derzeit bei über 42.000 Brutpaaren und damit mehr als doppelt so hoch wie
vor 20 Jahren“, sagt NABU-Vizepräsident Helmut Opitz. Diese Entwicklung sei unter Deutschlands häufigen Vogelarten einmalig.
Seine Bestandserholung verdankt der Grünspecht einer Reihe von milden Wintern und einer zunehmenden Einwanderung in städtische Grünflächen. „Die letzten drei kalten Winter haben jedoch gezeigt,
dass es auch für ihn schnell wieder abwärts gehen kann. Der Verlust von Streuobstwiesen und extensiv genutztem Grünland, beispielsweise durch Umbruch in neue Maisanbauflächen, verschlechtert die
vorhandenen Lebensräume, so dass Bestandserholungen wie in den vergangenen Jahrzehnten in Zukunft immer schwieriger werden “, so Opitz weiter.
Der Specht mit der Räubermaske
Trotz seines auffälligen Lachens und farbenfrohen Gefieders ist der Grünspecht nicht leicht zu entdecken. Die rote Kappe und die schwarze Augenmaske bescherten ihm schon den liebevollen
Spitznamen „Zorro“.
Er findet überall ein Zuhause, wo es alte Bäume zum Bau von Nisthöhlen und Grünland mit ausreichend Ameisen als Futter gibt. Mit seinem Schnabel und der bis zu zehn Zentimeter langen klebrigen
Zunge kann er seine Leibspeise aus dem Boden oder aus den Bäumen herausholen. Zentrale Merkmale des Grünspechts sind sein freudiger Gesang und sein dynamisch, meist mehrsilbiger Ruf, der einem
gellenden Lachen gleicht: „kjückkjückkjück“. Dieser ist zu jeder Jahreszeit zu hören. Zur Balzzeit baut der Grünspecht diesen Ruf zu einer langen Gesangsstrophe aus. Er ist nach dem Buntspecht
und vor dem Schwarzspecht die zweithäufigste Spechtart Deutschlands. Aufmerksame Beobachter können ihn in halboffenen Waldlandschaften, Gärten und Parks oder auf Streuobstwiesen und Brachen
finden – überall dort, wo Grünland mit alten Bäumen vorkommt.
Besonders geeignete Bedingungen findet der Grünspecht unter anderem auf Streuobstwiesen. Die Fläche dieses Lebensraums ist jedoch in ganz Deutschland dramatisch zurückgegangen. „Um den Lebensraum
des Grünspechts besser zu schützen, sollte konsequent auf Pestizide in Hausgärten, auf Streuobstwiesen und städtischen Grünanlagen verzichtet werden. Dazu wollen wir im kommenden Jahr unsere
Arbeit und Gespräche intensivieren, denn die länderpolitische Unterschutzstellung von Streuobstwiesen und eine Erhöhung der Forschungsgelder für den Streuobstbau müssen vorangetrieben werden“,
sagte LBV-Vorsitzender Ludwig Sothmann.
Da Streuobstwiesen für den Grünspecht immer seltener zu finden sind, hat die Vogelart stattdessen den Siedlungsraum für sich entdeckt – hier nehmen ihre Bestände zu. Im städtischen Bereich bieten
besonders alte Parks, Industriebrachen, Ortsränder und Gegenden mit altem Baumbestand ideale Bedingungen für den Grünspecht.
Auf (fast) dem gesamten Kontinent zuhause
Übrigens ist der Grünspecht ein echter Europäer: Mehr als 90 Prozent seines weltweiten Verbreitungsgebietes befinden sich in Europa. Hier besiedelt er fast den ganzen Kontinent, mit Ausnahme
Irlands, Teilen Skandinaviens und den nördlichen und östlichen Teilen des europäischen Russlands. Der europäische Bestand des Grünspechts wurde im Jahr 2004 auf insgesamt rund 860.000 Brutpaare
geschätzt.
NABU und LBV setzen sich seit Jahren für den Schutz von Grünlandflächen ein. Denn durch die Intensivierung der Landwirtschaft und dem Anbau von Mais zur Energiegewinnung verlieren der Grünspecht
und andere Vogelarten zunehmend ihren Lebensraum und ihre Nahrungsgrundlage. Damit sich der Bestand des Grünspechtes weiterhin positiv entwickeln kann, müssen extensives Grünland zur
Nahrungssuche und dicke Bäume zur Höhlenanlage erhalten werden, und zwar sowohl im Wald und Flur als auch in Gärten und Parks.